Walther Schmied-Kowarzik

1885
Geboren am 22. Mai in Mödling bei Wien;  Sohn des Bankbeamten und Publizisten Josef Schmied-Kowarzik und von Luise, geb. Jarosch-Hagenauer

1904
Matura mit Auszeichnung am Gymnasium in Mödling

1904-1908
Studium der Philosophie, Psychologie und Geschichte an der Universität Wien, insbesondere bei Friedrich Jodl und Alois Höfler

1906/07
Studium an der Universität Berlin bei Wilhelm Dilthey und Alois Riehl

1908
Dissertation Zeit und Raum. Eine psychologische und transzendentalphilosphische Untersuchung (230 S.); Promotion zum Dr. phil. an der Universität Wien mit Auszeichnung

1909
Studienaufenthalt an der Universität in Jena bei Rudolf Eucken; Mitarbeit an der Zeitschrift Werdandi (Berlin)

1910
Erste philosophische Publikationen und Vorträge in Wien und Berlin

1911
Eheschließung mit Margarete Heinrich (1890-1965) aus Mödling; Reisen durch Europa

1912
Fertigstellung des Buches Umriß einer neuen analytischen Psychologie – Grundlegung einer nicht-empirischen [„phänomenologischen“] Psychologie, die die Ganzheitsgestaltungen des Seelischen zu begreifen versucht – in Fortentwicklung der Psychologie Diltheys und in Anschluß an die Philosophie Kants

1913
Habilitation in der Philosophischen Fakultät der Universität Wien für das Gesamtgebiet der Philosophie.
Aktive Teilnahme am 1. Kongreß für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft in Berlin sowie Teilnahme am Treffen der Jugend auf dem Hohen Meissner

1913-1920
Privatdozent an der Universität Wien

1913-1921
Vorsitzender des Dürerbundes für Österreich, mit Unterbrechungen Lehraufträge für Philosophie an der Universität Wien und Vortragsreihen an der Urania in Wien sowie verstärke Mitarbeit an philosophischen und kulturpolitischen Zeitschriften

1916
Herausgabe der Deutschen Schriften von G. W. Leibniz, 2 Bde.

1917
Geburt des Sohnes Volker [Dr. rer. nat. Volker Schmied-Kowarzik, Patentanwalt in München, gest. 1985].
Ein Weltbund des Deutschtums – die Anregung zur Gründung eines übernationalen Verbandes zur Pflege deutscher Kultur

1917-1918
Kriegsdienst beim k. u. k. Inf. Regiment Nr. 4 und Landesschützen Regiment Nr. 1 im Rang eines Korporals

1918
Die Gesamtwissenschaft vom Deutschtum und ihre Organisation – eine historische Darstellung des Bewußtwerdens deutscher Kultur und ihrer Aufgaben für die Zukunft; noch vor Abschluß des Krieges aktiver publizistischer Beitrag zur Angliederung des west-ungarischen Heanzenland (Burgenlandes) an Österreich unter dem Pseudonym Dr. Robert Pfeifer;
Die Überwindung des Intellektualismus im Volksbildungswesen – preisgekrönte Arbeit für die Urania in Wien

1918-1920
In der Leitung des Deutschen Schulvereins für Österreich und zeitweise in der Leitung der Philosophischen Gesellschaft (Wien)

1918-1926
Mitherausgeber der Beiträge zur Philosophie des Deutschen Idealismus

1919-1920
Gründung und Leitung der „Fichte Hochschule“ in Wien;
Dozent an der Niederösterreichischen Lehrerausbildungsanstalt in Wien;
Kontakte zu Bruno Bauch, Nicolai Hartmann und Max Scheler

1920
Gastvorträge an der Universität Marburg; Gastdozentur an der Hochschule in Göteborg (Schweden);
Ruf primo et unico loco auf das Ordinariat für Philosophie an die Universität Dorpat in Estland

1921-1927
o. Prof. für Philosophie und Psychologie an der Universität Dorpat

1922
Gastvorträge an den Universitäten Marburg und Gießen

1923
Auflösung der Ehe mit Margarete Schmied-Kowarzik in Wien

1924
Mitwirkung am 5. Internationalen Philosophie-Kongreß in Neapel

1924-1927
Schriftleitung des Estländisch-deutschen Kalenders (Dorpat) unter dem Pseudonym Dr. W. Albrecht;
Philosophische und kulturgeschichtliche Vorträge in Dorpat, Reval, Riga und anderen Städten Estlands und Lettlands

1925
Eheschließung mit der aus Kurland stammenden deutschbaltischen Dichterin Gertrud von den Brincken (1892-1982)

1927
Die Objektivation des Geistigen. Der objektive Geist und seine Formen – eine kulturphilosophische Grundlegung im Anschluß an Hans Freyer;
Annahme eines Rufes an die Pädagogische Akademie in Frankfurt a.M.

1927-1933
Professor für Philosophie und Psychologie an der Pädagogischen Akademie in Frankfurt a.M.; enge Kontakte zu Eduard Spranger, Hermann Nohl, Theodor Litt, Georg Reichwein, Erich Weniger und anderen Vertreter der geisteswissenschaftlichen Kulturphilosophie und Pädagogik

1927-1933
Gründung und Leitung der Ortsgruppe Frankfurt a.M. der Deutschen Philosophischen Gesellschaft;
Kontakte zu Martin Buber und Paul Tillich

1927-1935
Mitherausgeber der Blätter für Deutsche Philosophie

1928
Umriß einer analytischen Psychologie, Teil I: Grundlegung einer nicht-empirischen Psychologie, 2. gänzlich neubearbeitete Auflage der Habilitationsschrift von 1912 mit einer historischen Darstellung der Entwicklung der Psychologie und einer kritischen Auseinandersetzung mit der Phänomenologie Edmund Husserls

1929
Geburt des Sohnes Wieland [Prof. Dr. Wieland Schmied (-Kowarzik), Kusthistoriker und Schriftsteller, bis 1995 Professor für Kunstgeschichte und Rektor der Akademie der bildenden Künste München, danach bis 2005 Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste zu München, gest. 2014 in Vorchdorf/O.Ö.]

1930
Primo loco von der Philos. Fakultät der Universität Breslau als o. Prof. für Philosophie, Psychologie und Pädagogik (Nachfolge von Richard Hönigswald) vorgeschlagen – der Preußische Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung beruft jedoch einen Nichtplacierten aus Breslau

1932
Ethik. Mit Berücksichtigung pädagogischer Probleme – Grundlegung einer an der Bewußtseinsphilosophie und -psychologie anknüpfenden praktischen Philosophie

1930-1933
Vortragstätigkeit in der Freien Evangelische Kirche in Frankfurt a.M.;
Glaubensbekenntnis eines freien Protestanten (1933)

1932/1933
Anläßlich des Abbaus von 8 Pädagogischen Akademien in Preußen durch den Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung zum April 1933 in den Ruhestand versetzt; Umhabilitation an die Universität Gießen.

1933-1939
Privatdozent (mit dem Titel Prof.) für Philosophie an der Universität Gießen

1934
Geburt der Tochter Ilse-Roswith [Ilse-Roswith Sack, verheiratet mit OStDir. i.R. Gernot Sack in Regensburg];
vorläufige Berufung auf eine Professur für Psychologie und Philosophie an der Hochschule für Lehrerbildung in Friedberg; wegen einer Vorlesung über Sigmund Freud zum August 1934 fristlos entlassen;
Erziehung und völkischer Idealismus – eine philosophische Erörterung pädagogischer und kulturpolitischer Probleme; nach der fristlosen Kündigung durch die nationalsozialistische Zensur eingezogen;
nach mehreren Eingaben: Gewährung von drei Monatsgehältern zur Teilnahme an einer nationalsozialistischen Umerziehung, danach zum abgekürzten Studium für das Lehramt an Gymnasien an der Universität Gießen, an der er selbst Philosophie lehrt, zugelassen

1935
Staatsexamen für das höhere Lehramt in Geschichte und Geographie; die Prüfungen in Philosophie, Psychologie und Pädagogik werden ihm aufgrund seiner Schriften in diesen Fächern erlassen

1935-1939
Studienassessor für Geschichte und Geographie an der Aufbauschule in Friedberg; weiterhin Privatdozent (mit dem Titel Prof.) für Philosophie an der Universität Gießen

1939
Geburt des Sohnes Wolfdietrich [Prof. Dr. Wolfdietrich Schmied-Kowarzik, Professor für Philosophie und Pädagogik an der Universität Kassel];
Übersiedlung in die Heimatstadt Mödling

1939-1945
Studienrat am Gymnasium in Mödling;
Umhabilitation an die Universität Wien

1942
Auf Betreiben von Arnold Gehlen und Gunther Ipsen sowie anderen linientreuen Professoren an der Universität Wien als apl. Prof. in den Ruhestand versetzt; weiterhin jedoch Studienrat, zuletzt (bis Herbst 1944) stellvertretender Direktor am Gymnasium in Mödling

1943-1944
Religionsgeschichtliche und mythologische Vorträge in der Wiener Anthropologischen und Prähistorischen Gesellschaft

1944-1945
Notdienstverpflichtet zur Verteidigung des Ostwalls im Burgenland

1945
Reiseerlaubnis zur Familie, die im Dezember 1944 zu Verwandten nach Schloß Unterbruck in der Oberpfalz bombenevakuiert worden war; danach war kriegsbedingt eine Rückkehr nach Wien nicht mehr möglich; bei der sowjetischen Besetzung von Mödling gehen die Bibliothek und nahezu alle Manuskripte von Walther Schmied-Kowarzik und Gertrud von den Brincken verloren

1945-1946
Internierung durch die Amerikaner in Moosburg in Bayern

1946-1949
Hilfsarbeiten bei der Evangelischen Kirche, freie Mitarbeit an der Kemnather Zeitung: handschriftliches Manuskript: „Meine Philosophie. Ein philosophisches Testament“;
Herausgabe eines Heimat-Jahrbuchs (1950); Manuskripte: Christentum und Philosophie sowie Der Sinn von Märchen und Sagen

1949
Übersiedlung nach Regensburg; freie Tätigkeit an der Volkshochschule Regensburg;
Ausarbeitung des Buches Frühe Sinnbilder des Kosmos in der Bibliothek der Philosophisch-theologischen Fakultät in Regensburg, ermöglicht durch Pater Wilhelm Schmidt SVD, zu welchem seit den frühesten Mödlinger Jahren freundschaftliche Beziehungen bestanden

1951
„Das unendliche Sein und das endliche Seiende“ – fundamentalphilosophische Grundgedanken, dargelegt in einer Auseinandersetzung mit Martin Heidegger

1952-1955
Religionsgeschichtliche und philosophische Vorträge an der Volkshochschule Regensburg

1955
Nach dem österreichischen Staatsvertrag wieder regelmäßige Aufenthalte in der Heimatstadt Mödling;
erneuerte Kontakte zu ehemaligen Kollegen, Freunden und Schülern, insbesondere zu Franz Winkelmayer, Friedrich Kainz und Richard Meister;
Intensives Studium mythologischer und religionsgeschichtlicher Werke in der Wiener Universitätsbibliothek

1958
Fertigstellung des ersten Rohentwurfs von Frühe Sinnbilder des Kosmos. Gotteserlebnis und Welterkenntnis in der Mythologie (posthum herausgegeben 1974)

1958
Gestorben am 24. Juli bei einem Besuchsaufenthalt in Mödling – drei Tage vor Eintreffen der erneuerten Doktor-Urkunde, die Walther Schmied-Kowarzik in Anerkennung seines philosophischen und wissenschaftlichen Werks durch die Philosophische Fakultät der Universität Wien verliehen worden war; beerdigt im Familiengrab auf dem Mödlinger Friedhof

23. und 24. Mai 1985
Symposion zum 100. Geburtstag: „Objektivationen des Geistigen. Beiträge zur Erkenntnistheorie, Ethik und Kulturphilosophie in Gedenken an Prof. Dr. Walther Schmied-Kowarzik (1885-1958)“ an der Universität Wien und im Museum für Völkerkunde in Wien.

Veröffentlichung der Beiträge: Wolfdietrich Schmied-Kowarzik (Hg.): Objektivationen des Geistigen. Beiträge zur Kulturphilosophie in Gedenken an Walther Schmied-Kowarzik (1885-1958), Berlin 1985, 425 Seiten, mit ausführlicher biographischer Darstellung: „Versuch, einen Lebensweg zu vergegenwärtigen“.