Gertrud von den Brincken

1892
Geboren am 18. April auf dem Familiengut Brinck-Pedwahlen/Kurland;
Tochter von Maximilian Baron von den Brincken und Louise, geb. Baronesse von Bistram;
aufgewachsen auf dem väterlichen Gut Neuwacken;
unterrichtet von Hauslehrern gemeinsam mit ihrer zwei Jahre älteren Schwester Margarethe

1902
Übersiedlung in die kurländische Landeshauptstadt Mitau;
Unterricht in einem deutschen Privatgymnasium, um so der Russifizierung in den öffentlichen Schulen zu entgehen

1904
Tod des Vaters

1905
Lettische Revolution

1910
Verheiratung der Schwester Margarethe mit Alexis von Transehe-Roseneck in Riga

1911
Erster Gedichtband Wer nicht das Dunkel kennt

1912
Studienaufenthalte in Dorpat und Riga

1914
Verarmung der Familie nach Beschlagnahmung des gesamten Bankvermögens durch die Russen zur Kriegsfinanzierung;
im Ersten Weltkrieg Krankenschwester im Kriegslazarett Wenden/Livland

1915
Übersiedlung mit der Mutter in die Kleinstadt Tuckum/Kurland

1915-19
Deutsche Truppen in Kurland

1916/17
Tod des einjährigen Sohnes der Schwester in Riga;
Alexis von Transehe-Roseneck stirbt an den Folgen einer Kriegserkrankung, die er sich als kaiserl.-russ. Fähnrich an der Front zugezogen hat;
Geburt der Tochter Alix von Transehe-Roseneck in Riga, das noch russisch besetzt ist

1917
Erscheinen des zweiten Gedichtbandes Lieder und Balladen

1919
Mehrfache abenteuerliche Flucht vor den Bolschewiken unter Lebensgefahr;
nach der Befreiung Rigas können die kränkliche Schwester Margarethe und deren Tochter Alix (Susi) nach Tuckum geholt werden;
Gertrud von den Brincken muß durch Arbeiten aller Art für den Lebensunterhalt der Mutter, der Schwester und deren Tochter aufkommen; für ihre Nichte Susi wird sie wie ein zweiter Elternteil

1919-22
Kinderkrankenschwester beim Amerikanischen Roten Kreuz im neu gegründeten Staat Lettland

1920
Erscheinen des Gedichtbandes Aus Tag und Traum

1922
Ausbildung zur Englisch-Lehrerin durch den Oxforder Professor Wilson in Riga;
anschließend Tätigkeit als private Englisch-Lehrerin in Tuckum

1924
Erscheinen des Gedichtbandes Schritte

1925
Eheschließung mit Univ.-Prof. Dr. Walther Schmied-Kowarzik aus Österreich (geb. 1885 in Mödling bei Wien; seit 1920 Ordinarius für Philosophie an der Estnischen Landesuniversität Dorpat);
Übersiedlung nach Dorpat – Prof. Schmied-Kowarzik muß nun neben der Unterstützung seiner Eltern und den Unterhaltszahlungen für seinen Sohn Volker aus erster Ehe in Wien auch noch für die Angehörigen seiner Frau Gertrud in Tuckum aufkommen

1925-27
Zusammen mit Walther Schmied-Kowarzik Mitwirkung an der Redaktion des Estländisch-Deutschen Kalender in Dorpat

1926
Erscheinen des Gedichtbandes Das Heimwehbuch

1927
Übersiedlung nach Frankfurt am Main, wohin Walther Schmied-Kowarzik als o. Professor für Philosophie an die Pädagogische Akademie in Frankfurt am Main berufen wurde;
Überarbeitete, erweiterte Neuherausgabe aller vorher erschienenen Gedichtbände, teilweise in mehreren Auflagen

1929
Geburt des Sohnes Wieland [Prof. Dr. Dr. h.c. Wieland Schmied (-Kowarzik), Kusthistoriker und Schriftsteller, bis 1995 Professor für Kunstgeschichte und Rektor der Akademie der bildenden Künste München, danach bis 2004 Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste zu München; gest. 2014 in Vorchdorf, O.Ö.]

1931
Besuch bei den Angehörigen in der Heimat

1932
Tod der Mutter Louise Baronin von den Brincken

1933
Durch Schließung der Pädagogischen Akademie in Frankfurt am Main verliert Walther Schmied-Kowarzik seine Philosophie-Professur;
Übersiedlung nach Gießen, wo Prof. Dr. Walther Schmied-Kowarzik ohne Bezüge an der dortigen Universität bis 1939 Philosophie lehrt

1934
Geburt der Tochter Ilse-Roswith [Ilse-Roswith Sack, verheiratet mit OStDir. i.R. Gernot Sack in Regensburg] – schweres Kindbettfieber, von den Ärzten bereits aufgegeben;
Übersiedlung nach Friedberg, wo Prof. Dr. Walther Schmied-Kowarzik eine Dozentenstelle an der Hochschule für Lehrerbildung annehmen soll; nach einer Vorlesung über Sigmund Freud wird er jedoch fristlos entlassen

1935
Nach Abschluß der Lehramtsprüfungen wird Walther Schmied-Kowarzik am Aufbaugymnasium in Friedberg Studienassessor für Geschichte und Geographie

1935-36
Vorübergehend kommen die Schwester Margarethe von Transehe-Roseneck und deren Tochter Susi zu Besuch nach Deutschland, kehren aber bald schon aus Ablehnung des Nationalsozialismus nach Lettland zurück

1937
Erscheinen des ersten Romanes März im Zinnen Verlag in Wien, der aber gleich nach dem Anschluß Österreichs im März 1938 als ‚jüdischer‘ Verlag liquidiert wird; der Roman wird mit anderen Verlagsveröffentlichungen eingestampft

1939
Erscheinen des Romanes Herbst auf Herrenhöfen bei Velhagen & Klasing in Leipzig;
Geburt des Sohnes Wolfdietrich, [Prof. Dr. Wolfdietrich Schmied-Kowarzik, von 1971 bis 2007 Professor für Philosophie und Pädagogik an der Universität Kassel, seit 2011 wohnhaft in Wien]
Übersiedlung nach Mödling bei Wien in die Heimatstadt des Ehemannes, der am dortigen Gymnasium Studienrat wird und nebenher ohne Bezüge an der Universität Wien als apl. Prof. Philosophie lehrt

1941
Erscheinen des Romanes Unsterbliche Wälder in der Franckh’schen Verlagsbuchhandlung, Stuttgart

1942
Erscheinen des Gedichtbandes Unterwegs;
Besuch in der von den deutschen Truppen eroberten Heimat, aus der sich die nächsten Angehörigen 1939 nicht in den Warthegau haben umsiedeln lassen;
Kuraufenthalt in der Lungenheilstätte Grimmenstein/NÖ;
Erscheinen der Novelle Der Kanzelstein

1943
Erscheinen des Romanes Niemand in der Franckh’schen Verlagsbuchhandlung, Stuttgart, der innerhalb kürzester Zeit drei Auflagen erlebt und dessen Verfilmung noch kurz vor Kriegsende begonnen, aber nicht vollendet wird

1944/45
Bombenevakuierung und Flucht vor den sowjetischen Truppen aus Mödling zur Cousine Lia Baronesse von Bistram auf Schloß Unterbruck/Oberpfalz; mit dem Zusammenbruch des Deutschen Reichs gehen auch die Verlage zugrunde, in denen die Gedichtbände und Romane erschienen sind, die Restbestände werden vernichtet

1945-46
Internierung des Ehemannes in Moosburg durch die Amerikaner; fünf Jahre entbehrungsreiches Flüchtlingsleben; Unterhalt der Familie durch Englisch-Unterricht bis 1949;
Ausarbeitung des Englisch-Lehrbuchs 2222 English Words für den Unterricht an Schulen in der amerikanischen Besatzungszone

1949
Übersiedlung nach Regensburg – langsame Normalisierung des alltäglichen Lebens

1949/50
Erscheinen der Gedichtbände Stimme im Dunkel und Heimwehbuch (II) sowie des Jugendbuches Helmut sucht einen Freund

1951
Urlesung des Schauspiels Die Sintflut steigt in Hagen – von der Presse überschwenglich gelobt, aber die weiteren Bühnen- und Verlagsverhandlungen scheitern

1958
Plötzlicher Tod von Prof. Dr. Walther Schmied-Kowarzik bei einem Besuchsaufenthalt in seiner Heimatstadt Mödling bei Wien

1958/59
Erscheinen der Novelle Aina sowie Sendung des Hörspiels Der Kinderring (Wasser der Wüste) in RIAS-Berlin

1961
Erscheinen des Auswahlbandes Abschied;
Beginn der Arbeiten an den letzten großen Romanen und an einer „zweistimmigen“ (gereimten und ungereimten) Lyrik;
Mitglied der Regensburger Schriftstellergruppe (RSG) und der Künstlergilde Esslingen

1967
Dichterlesung im festlichen Rahmen und Ehrung durch den Oberbürgermeister der Stadt Regensburg anläßlich des 75. Geburtstages

1970
Tod der Schwester Margarethe (von) Transehe(-Roseneck) in Tukum/ UdSSR; seit den 50er Jahren unterstützt Gertrud von den Brincken ihre in der Heimat gebliebene Schwester und deren Tochter Alix über vielerlei Umwege und Mittelsleute durch regelmäßige Hilfssendungen

1971
Erscheinen der Erzählungen Ismael – Fünf Fragmente aus dem noch unveröffentlichten Roman Alle Ismaele

1972-77
Besuchsreisen und längere Aufenthalte in Teheran/Persien bei der Tochter Ilse-Roswith, deren Ehemann dort für fünf Jahre als Studienrat an der deutschen Schule tätig ist

1974
Erscheinen des lyrischen Zyklus Judas Ischarioth

1975
Erscheinen des Gedichtbandes Daß wir uns trennen mußten;
Preis des Ostdeutschen Kulturrates

1976
Erscheinen der autobiographischen Aufzeichnungen Land unter sowie des großen Gedichtbandes Wellenbrecher – Zweistimmige Lyrik;
Nordgau-Preis der Oberpfalz

1977
Erscheinen der beiden Schauspiele Die Sintflut steigt und Wasser der Wüste;
Verleihung der Albertus-Magnus-Medaille der Stadt Regensburg durch den Oberbürgermeister Rudolf Schlichtinger

1979
Zuerkennung der Ehrengabe des Andreas-Gryphius-Preises durch die Künstlergilde

1980
Erscheinen der Erzählungen Eine Handvoll Alltäglichkeiten

1981
Erscheinen des Romans Nächte im Georg Wenderoth Verlag, Kassel; feierliche Präsentation des Romans Nächte im Alten Rathaus der Stadt Regensburg;
Autobiographische Skizze: „Zwischen 19 und 90 – Ein Rückblick.“ Dez. 1981.

1982
Verleihung des Bundesverdienstkreuzes und weitere Ehrungen zum 90. Geburtstag von Gertrud von den Brincken;
nach langem und schwerem Leiden stirbt die Nichte Alix (von) Transehe(-Roseneck) in Tuckum/UdSSR
Am 17. November 1982 stirbt Gertrud von den Brincken
Nach einer großen Trauerfeier in Regensburg findet die Beisetzung im Familiengrab der Familie Schmied-Kowarzik in Mödling bei Wien statt.

1992
Gedenkveranstaltung mit Würdigungen und Lesungen zum 100. Geburtsjahr und 10jährigen Todestag in Regensburg

1992
Gedenkveranstaltung zum 100. Geburtsjahr und 10jährigen Todestag auf dem Schirren-Tag des Deutsch-Baltischen Kulturwerks in Lüneburg.

1996
Enthüllung eines Gedenksteins des Bildhauers Ojars Feldbergs auf Brink-Pedvale (Brinck-Pedwahlen) in Lettland anläßlich eines vom Goetheinstituts Riga veranstalteten Tagung „Begegnung der Literaturen: Lettland – Deutschland“.

1999
Ausstellungseröffnung „Die Dichterin Gertrud von den Brincken und Tukums“ von Frau Inta Dischler auf Schloß Durbe bei Tukums in Lettland durch den Botschaftssekretär der Bundesrepublik Deutschland, Lesung von ins Lettische übersetzten Gedichten und aus dem Roman Nächte.

Weitere Ausstellungen in Deutschland „Die Dichterin Gertrud von den Brincken und Tukums“ auf dem Schirren-Tag 2002 in Lüneburg und während des Baltischen Kulturtages auf Schloß Döttingen 2003.

2012
Festveranstaltung zum 120 Geburtsjahr auf Schloß Durbe bei Tukums in Lettland.